GT Sprint, Rennen 1, Nürburgring. Das GTC Race-Finale auf dem Nürburgring begann mit einem spannungsgeladenen ersten GT Sprint-Lauf.
Nach langer Vorbereitung war es am 14. / 15. Juni 2019 beim Schaeffler Paravan Race Weekend auf dem Nürburgring endlich soweit. Ein Audi R8 LMS GT3 startete ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und -getriebe mit digitaler Technik beim DMV GTC und DUNLOP 60.
„Es war ein langer Weg, um das Projekt zu verwirklichen“, so Ralph Monschauer, der als Organisator einer der Hauptverantwortlichen für den Einsatz war.
Nachdem der Geschäftsführer von Schaeffler Paravan und Erfinder des Systems, Roland Arnold, im Frühling 2018, zusammen mit HCB-Rutronik Racing die Idee hatte, einen Rennwagen ohne Lenksäule einzusetzen, machte sich Monschauer an die Umsetzung. Anfang Februar stellte er beim Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) einen Antrag für die Genehmigung zum Start eines Fahrzeugs mit Steer-by-Wire, also mit digitaler Steuerung, im DMV GTC und DUNLOP 60.
Dahinter steckten viele Details und enorme Hintergrundarbeit. Durch das komplette Neuland, musste man viele Hürden überwinden und in mehreren Sitzungen und Fachausschüssen die Innovation beraten.
Sieben Tage vor dem Schaeffler Paravan Race Weekend überprüfte ein Sachverständige den Audi R8 LMS GT3 in der Firmenzentrale von Schaeffler Paravan in Pfronstetten (Schwäbische Alb). Zwei Tage vor dem ersten Start gab der DMSB dann die Freigabe. Allerdings unter der Voraussetzung, dass das Auto nur als Demonstrationsfahrt teilnehmen darf – ohne Transponder und ohne Zeiten zu veröffentlichen.
„Natürlich war ich sehr erleichtert, dass wir es letztendlich doch hinbekommen haben und das Auto die Freigabe erhielt“, so ein zufriedener Ralph Monschauer, der große Unterstützung von Roland Arnold und seinem Sohn Kevin bekam.
Als Einsatzteam verpflichtete Schaeffler Paravan das Team Phoenix Racing. Als Testfahrer wurde Markus Winkelhock auf dem Nürburgring eingesetzt. Schon nach den ersten Sessions stand fest, dass die Ingenieure von Schaeffler Paravan die richtigen Schritte unternommen hatten und das System auch im harten Rennbetrieb voll einsatzfähig war.
„Im Rennfahrzeug muss man schneller agieren als in einem Straßenfahrzeug“, weiß Rennpilot Markus Winkelhock. „Wenn das Fahrzeug ausbricht, musst du ganz schnelle Lenkbewegungen nach rechts und links machen können. Da waren am Anfang meine Zweifel, ob die Motoren diesen Anforderungen gerecht werden. Aber das war kein Problem: Die Steuerung ist unglaublich schnell und unglaublich präzise.“ Am Ende kam der Audi-Pilot in den beiden Wertungsläufen des DMV GTC vom letzten Platz bis auf Rang fünf.
„Im Rennsport wird die Technologie unter extremen Voraussetzungen getestet und bietet zusätzlich hohe Anforderungen an die Schnelligkeit und die Reaktionsfähigkeit des Systems. Das sind ideale Voraussetzungen, um das System weiterzuentwickeln“, erklärt Roland Arnold, CEO der Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co. KG sowie Gründer und Geschäftsführer der Paravan GmbH. „Wenn man mit 250 Stundenkilometern die Ideallinie fahren und herunterbremsen kann, und da geht es um hundertstel Sekunden, dann zeigt das die Zuverlässigkeit des Systems.“
Der mit dem Steer-by-Wire-System Space Drive von Schaeffler Paravan ausgerüstete Audi R8 LMS GT3 mit Force-Feedback-Lenkrad war dann nur eine Woche später wieder im Einsatz. Diesmal als Demofahrt vor den 24-Stunden-Nürburgring. Hier pilotierte Rahel Frey das Fahrzeug.
„Der Motorsport fordert extrem. Es ist gelebte Praxis, dass man Technologien in diesem Bereich zum Einsatz bringt. Das erfordert Dauerhaltbarkeit und ermöglicht uns Anforderungen und System-Features zu überprüfen“, so Prof. Dr.-Ing. Peter Gutzmer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender sowie Technologievorstand der Schaeffler AG. „Der Rennsport ist ein ideales Testfeld für die Weiterentwicklung des gesamten Drive- bzw. Steer-by-Wire-Systems auf Basis von Space Drive. Wenn wir jetzt an die Zukunft des autonomen Fahrens denken, werden solche Technologien unverzichtbar sein. Der Test unter Rennsportbedingungen ist eine ganz entscheidende Voraussetzung, um solche Lösungen in Serie zu bringen.“
Und Phoenix-Teamchef Ernst Moser ergänzt: „Roland Arnold und sein Team sind immer bemüht, ihr Know-how zu erweitern und die Technik im Grenzbereich zu erproben. Mit unseren Erfahrungen aus dem Motorsport können wir hierzu einen wichtigen Teil beitragen.“
Hintergrund der neuen Technologie ist die Weiterentwicklung zur automobilen Zukunft mit Forschung der digitalen Daten, neuen Innenraumkonzepten und verbesserten Sicherheitskonzepten, die der Allgemeinheit zu Gute kommt.
Der nächste Einsatz des Audi R8 LMS GT3 im DMV GTC und DUNLOP 60 ist am 05./06. Juli 2019 in Hockenheim.
Space Drive – Grundlage für autonomes Fahren in Level 4 und 5
Ausgestattet ist der Audi R8 LMS GT3 mit einem speziellen Force-Feedback-Lenkrad. Die Übertragung der Lenkbefehle erfolgt nicht mehr mechanisch, sondern innerhalb von Millisekunden über Kabel – also Steer-by-Wire – durch elektrische Impulse. Die Technologie Space Drive hat sich in den letzten 17 Jahren bereits auf gut einer Milliarde unfallfreien Kilometern bewährt, wird nach den höchsten Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen gefertigt und verfügt über eine Straßenzulassung. Die Technologie ist dreifach redundant ausgelegt: Fällt eine Steuerung aus, gibt es zwei Backup-Steuerungen, die eine absolute Ausfallsicherheit gewährleisten. Damit ist Space Drive eine wichtige Schlüsseltechnologie für das autonome Fahren in Level 4 und 5 und eine Grundvoraussetzung für die Schaffung neuer Innenraumkonzepte. Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co. KG will das System bis 2021 zur Serienreife bringen.
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