Code 60: Innenansichten einer sympathischen Rennserie

Datum: 9. Juni 2018
Eigentlich verheißt „Code 60“ im Renngeschäft nicht allzuviel Gutes. Für das DUNLOP 60 gilt das freilich nicht. Die Einstunden-Wettbewerbe im Rahmen des DMV GTC erfreuen sich im dritten Jahr ihres Bestehens wachsender Beliebtheit – und das aus gutem Grund, wie Carsten Krome zu berichten weiß.

Freitag, 8. Juni 2018. Nürburgring. Die Eifelsonne versinkt so ganz allmählich hinter den Hügeln der Eifel, doch im Fahrerlager ist noch viel los. Vor wenigen Augenblicken erst ist die erste Rennentscheidung des Wochenendes gefallen. Zwei Nachwuchstalente, eine 19 Jahre junge Rennfahrerin und ihr noch jüngerer Teamgefährte, haben gemeinsam gewonnen – am Steuer eines Audi R8 LMS, und das ist eine aktuelle FIA-GT3-Version aus dem Kundensport der Ingolstädter Premium-Automobilmarke. Grundsätzlich wäre das auch in Profi-Formaten wie dem ADAC-GT-Masters möglich, wenngleich mit wesentlich größerem Test- und Materialaufwand. Im DUNLOP 60 hingegen bleibt der Kapitaleinsatz, in Relation betrachtet, überschau- und kalkulierbar. Mehr als zwei Sätze neuer Reifen sind pro Fahrzeug und Rennwochenende nicht erlaubt – obwohl oder gerade weil der Hanauer Premium-Reifenhersteller das Patronat der Serie übernommen hat.

Motorsport, so die Philosophie, solle trotz aller Erfolgsorientierung auch weiterhin vor allem eins. Spaß machen. Und so erfüllt das DUNLOP 60 im dritten Jahr des Bestehens viele Funktionen auf einmal. Für die Jungen, die Ambitionierten wie das Siegerteam Carrie Schreiner und Kevin Arnold, bietet es eine gute Gelegenheit zu einem Stresstest mit Rennfahrzeugen, die absolut up to date sind. Und für die klassischen Hobbyisten im Feld ist es eine Einladung, sich mit den Young Professionals zu messen. Inzwischen nimmt auch eine dritte Gruppe an Bedeutung zu: die der erfahrenen Profis. Cracks wie Uwe Alzen oder Kenneth Heyer teilen sich als Referenzfahrer meist ein Cockpit mit einem Kundenpiloten oder einer -pilotin. Und so ist das Siegerpodium am Nürburgring ein Spiegelbild dieser Konstellation: Auf dem zweiten Platz landen Profi und Klient – Alzen und Clubsportler Dietmar Haggenmüller in diesem Fall. Sie teilen sich die Lenkrad-Arbeit in einem aktuellen AMG-Mercedes GT3. Auf Rang drei landet schließlich ein 27-jähriger Student der Wirtschaftswissenschaften, Max Aschoff aus Kassel, mit einem exotischen Prototypen. Der Praga R1 T ist ein rennfertig allenfalls 800 Kilogramm leichtes Effizienz-Wunder, das an die 24 Stunden von Le Mans erinnert. Im DUNLOP 60 sind damit Podiums-Platzierungen möglich, woanders nicht. All das führt zu einer erfreulich bunten Mischung, die mit 17 Startern freilich noch Raum für weitere Zugänge offen lässt.
Serienchef Ralph Monschauer wertet dies als Chance: „Wir freuen uns natürlich über weitere Teilnehmer, auch wenn wir unsere Starterzahlen nicht unbegrenzt steigern wollen und können – uns liegt viel daran, uns auch in Zukunft um jeden Einzelnen persönlich zu kümmern, denn sie alle sind unsere Kunden!“ Im DUNLOP 60 zahlen diese Klienten als Gaststarter einerseits 1.600 Euro netto Nenngebühr für die Teilnahme an einem Rennwochenende, anderseits wird ihnen auch maximale Rennstreckenzeit – Tracktime – geboten. Zwei Fahrer können sich den Spaß und die Kosten teilen, Teamwork praktizieren – taktieren, denn: Das variable, zehn Minuten umfassende Pflichtboxenstopp-Fenster zur Rennmitte kann geschickt in die Rennstrategie integriert werden. Ralph Monschauer zu den Hintergründen: „Zwischen der 25. und der 35. Minute muss angehalten, aber nicht zwingend gewechselt werden. Der Fahrerwechsel ist freiwillig. Das bedeutet natürlich, dass in einem Zweier-Team der stärkere Fahrer länger am Steuer bleiben kann und der schwächere entsprechend kürzer. Außerdem hängt die vorgeschriebene Mindest-Standzeit an der Box vom jeweiligen Status des Piloten ab. 120 Sekunden darf sie keinesfalls unterschreiten: Die Formel lautet – je prominenter und erfolgreicher ein (Berufs-)Pilot ist, desto länger dauert sein Pflichtboxenstopp, um einen Ausgleich zu schaffen.“
Kennzeichnend ist die große Klassen- und Markenvielfalt, angefangen von den FIA-GT3-Sportwagen sechs verschiedener Fabrikate von Porsche bis Lamborghini und von Audi bis BMW. Auch Porsche 911 GT3 Cup in gleich vier verschiedenen Ausführungen von 420 bis 485 PS sind startberechtigt, TCR-Tourenwagen, seriennahe GT4-Modelle und eben Exoten wie der Praga R1 T. Weil dessen Getriebe nicht mehr als 340 PS Motorleistung zulässt, halten sich auch die Reifenkosten in Grenzen. 900 Euro kostet ein Satz Dunlop-Pneus für dieses Fahrzeug, mehr als 1.800 Euro fallen aufgrund der Begrenzung auf zwei Satz Pneus pro Veranstaltung nicht an. Und Robert Aschoff, der für seinen Sohn Max den Platz im engen Cockpit mehr und mehr freiräumt, fügt hinzu: „Es sind nette Leute hier in dieser Serie, die Stimmung ist toll, wir fühlen uns wohl.“ Nach dem Einstunden-Rennen lassen die meisten Teams und Fahrer die Ereignisse nochmals Revue passieren – bei Bier, Brezel und Grillgut. So ist Motorsport früher, vor einem Vierteljahrhundert, in fast all seinen Spielarten gewesen – sogar in der DTM, der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft.
Das DUNLOP 60 greift diesen Geist gekonnt auf und überträgt ihn in die heutige Zeit, seit drei Spielzeiten bereits. Dazu passt ein hübsches Detail: Mit einem VW Golf, vorbereitet nach dem TCR-Reglement, kann man durchaus auf dem Level der Porsche 911 GT3 Cup seine Runden drehen – auch das einer von vielen Aspekten, die für das DUNLOP 60 sprechen. Code 60 steht eben doch nicht immer für ein Unfallereignis.
Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins

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